11. Juni 2011

 

War wieder eine angenehme Nacht, nur 3 andere Pilger ausser mir auf dem Zimmer. Deswegen wollte ich auch gar nicht aufstehen, als mein Wecker sich bemerkbar machte

und schlief noch etwas weiter. Nach spaetem Fruehstueck machte ich mich dann so gegen 07.30 Unr los und nahm spaeter noch ein zweites Fruehstueck ein – Fruehstuecken ist einfach genial – unter gewissen Voraussetzungen.  Relativ frueh auf dem heutigen Weg haben mich zwei Pilgerinnen mit lauten „Peregrino“-Rufen vom falschen Weg zurueckgeholt – danke schoen 🙂  .  Heute habe ich mich entschieden, nicht die 90KM von Santago nach Finisterre zu laufen, sondern mit dem Bus hin zu fahren. Ich habe einfach zu viel Zeit durch Krankheit verloren. Ein Fussmarsch dahin wuerde bedeuten jeden Tag bis an die Grenzen zu laufen, was hohe koerperliche Anstrengung (verbunden mit erhoehtem Gesundheits-Risiko) und mehr Stress mit sich bringen wuerde. Ich muesste dann am selben Tag an dem ich in Santiago ankomme gleich wieder weg. Waere alles nur eine einzige Hetzerei und haette kein Spass- oder Sinn-Faktor mehr. Obwohl ich mich damit abgefunden habe, finde ich es sehr schade, denn gerade die letzten Pilger-Tage ans Kap bzw. die letzten Schritte nach 6 Wochen Fussmarsch wenn man endlich das riesengrosse Meer vor sich sieht, habe ich mir besonders schoen ausgemalt und mich schon sehr darauf gefreut. Ich habe auch schon daran gedacht nur die letzte der 3 bzw. 4 Etappe zum Kap zu laufen, aber nach hin und her ueberlegen denke ich, macht das auch keinen Sinn. So werde ich wohl nach jetzigem Stand am 13.06. in Santiago ankommen, wobei die Tagesetappen bis dorthin sich um gemuetliche 20 KM bewegen werde. Werde dann wohl am 14.06. mit dem Bus nach Finisterre fahren und die restlichen paar Kilometer ans Kap laufen (Der Wetterbericht fuer diese Tage ist leider nicht so toll, ich hoffte auf einen schoenen Sonnenuntergang). Ich werde dann ein oder zwei Tage dort entspannen (Evt. noch nach Muxia fahren) und dann am 16.06. zurueck nach Santiago fahren (oder evt. auch einen Tag frueher), wo dann am gleichen Tag mein Flieger abhebt. Heute bin ich so 24 KM gelaufen bis ans Ziel Arzua. In einem Ort vorher kommt mir ploetzlich Hans entgegen. Das war der Pilger, mit dem ich mein erstes Herbergszimmer geteilt hatte, das war am 04.05. Irgendwie hatte ich schon daran gedacht ihn wieder zu treffen. Am fruehen Nachmittag habe ich dann in der Herberge eingecheckt – eigentlich fuer 10 EUR zu teuer – grosser Schlafraum mit wenig oder keiner Luftzufuhr, einer Herdplatte, unter der eine Waschmaschine steht, die die Hospitalera mit Hilfe eines Messers oeffnen muss. Nachdem ich mir was zu essen gemacht hatte, war Internet angesagt. Schwups 2 EUR Stueck rein – aber nichts passierte. Ich sagte dem Pilger, der kurz vorher kam und auch Internet nutzen wollte, dass das Geraet Probleme macht und ich jemanden hole. Als wir zuerueck kamen, sass der Pilger schon dran und war eifrig am Internet nutzen. Scheinbar nahm das Geraet keine 2 EUR Muenzen aber 1 EUR und 50 Cent. Soviel zum Thema Charakter und Egoismus. Ich haette mit ihm weiss Gott was machen koennen. Ich versuchte mich zu beruhigen – er hatte fuer eine halbe Stunde Geld eingeschmissen. Diese Zeit nutzte ich dafuer handschriftliche Vermerke ueber diesen Typ ihn mein Tagebuch zu kritzeln und ihn sehr boese von hinten anzuschauen. Und siehe da, nach einer Viertelstunde war er schon fertig und ueberliess mir den PC mit dem restlichen Guthaben – braver Pilger 🙂 .

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